Was mit Dateiordnern
2024.04.05Eine wachsende Anzahl von Menschen nutzt keine Macs und PCs mehr für gelegentliche Zwecke. Eine noch stärker wachsende Anzahl von Kindern und Teenagern hat noch nie einen Desktop in ihrem Leben angerührt. Wenn es mal andere Geräte außer ihren Handys sind, dann sind es meist Tablets. Beide haben in der Regel keine leicht ersichtlichen Dateiordner.
Und viele Teenager und junge Erwachsene, die in Social Media vorne dabei sind, haben auch keine MacBooks oder Notebooks mit Dateiordnern, sortiert mit ihren liebsten Bildern und anderen Dokumenten; sie haben keine „kreative Desktop-Software“. Sie arbeiten in und aus Apps heraus.
In einem gewissen Sinne können sie so kaum in einer Welt navigieren, die einst als Standard der Technikkenntnisse galt. Einige Universitäten haben daher bereits angefangen, Erstsemester:innen ebendiese grundlegenden Konzepte wie Dateiordner und Informationsstruktur sowie das Verständnis von App-Agnostizität beizubringen, damit sie arbeiten können.
Das bloße Konzept von Dateiordnern erscheint dann als fortgeschrittenes Wissen. Wenn du weißt, was ein Dateiordner ist, was eine Kommandozeile ist, was EFI oder BIOS ist, dann bist du ein weit fortgeschrittener Power-User.
Die Moral von der Geschichte ist allerdings nicht, sich über die Jugend von heute zu beschweren. Moderne Technologie wird schließlich immer zugänglicher: Du musst nicht länger komplexe Befehle oder Dateistrukturen verstehen, um von den vielen Funktionen zu profitieren, die ein Smartphone oder Tablet bieten kann.
Der Schwenk hin zu Smartphones und Apps hat außerdem die digitale Reichweite auf Bevölkerungsgruppen ausgedehnt, die traditionell aufgrund von Kosten, Bildung oder Zugang zur Infrastruktur ausgeschlossen waren. Für viele Menschen ist die erste Erfahrung mit Computern jetzt auf einem mobilen Gerät, aufgrund ihrer geringeren Kosten und weitverbreiteten Verfügbarkeit.
Die Frage ist daher eher, was die Auswirkungen davon sind: Es bleibt zu hoffen, dass mit einer wachsenden Anzahl von Technologienutzer:innen auch der Pool neugieriger und Technologie-hinterfragenden Menschen sowie potenzieller Entwickler:innen zunimmt, während es die Abhängigkeit von Apps, und viel mehr von den dahinter stehenden Plattformen, tut.