Die New-Age-Bewegung ist ein Beispiel dafür, wie magisches Denken in einer hochkomplexen, funktional differenzierten Gesellschaft fortbestehen kann. Dieses Phänomen tritt auf, wenn Menschen eine hohe Spiritualität entwickeln, aber in ihrem Denken auf einem niedrigen Komplexitätsniveau verharren.

In vormodernen, segmentär differenzierten Gesellschaften war magisches Denken weit verbreitet und akzeptiert. Mit dem Übergang zur funktionalen Differenzierung und der damit verbundenen Steigerung der gesellschaftlichen Komplexität wurde diese Art des Denkens jedoch zunehmend verdrängt.

Dennoch gelingt es nicht allen Menschen, ihr Denken an die Komplexität der modernen Gesellschaft anzupassen. Stattdessen verharren sie in einfachen, magischen Denkmustern, während sie gleichzeitig eine tiefe Spiritualität entwickeln. Dieses Ungleichgewicht zwischen spiritueller Tiefe und kognitiver Komplexität führt zu einem „magischen Residuum“ – dem New-Age-Phänomen.

Das Fortbestehen magischen Denkens in der Moderne wirft Fragen auf: Wie kann eine Gesellschaft mit unterschiedlichen Denkweisen und Weltbildern umgehen? Welche Auswirkungen hat das Nebeneinander von hoher Komplexität und einfachem, magischem Denken auf den sozialen Zusammenhalt? Und wie können Menschen darin unterstützt werden, ihr Denken den Anforderungen einer funktional differenzierten Welt anzupassen?