In der Hypermoderne stoßen emotionale Bewältigungsstrategien an ihre Grenzen. Während das Gefühl der Verbundenheit und Harmonie innerhalb überschaubarer Gruppen lange Zeit in vielen Fällen ein effektives Mittel zur Problemlösung darstellte, erweist es sich angesichts globaler Herausforderungen als unzureichend. Die Komplexität unserer Zeit übersteigt die Fähigkeiten einer rein gefühlsbasierten Herangehensweise um ein Vielfaches.

Gefühle sind reaktiv und beschreibend, allerdings keine proaktive Kraft zur Gestaltung einer komplexen Realität. Sie können sogar kontraproduktiv wirken, indem sie den Fokus auf individuelles Wohlbefinden lenken, statt die Notwendigkeit kollektiven Handelns zu erkennen. Ein Verständnis für die Zusammenhänge und Konsequenzen unseres Tuns erfordert jedoch rationales Denken und die Bereitschaft, ohne einen Tellerrand zu denken.

Wir müssen kollektiv lernen, Komplexität zu verstehen und entsprechend zu handeln, oder wir scheitern an den selbst gemachten Herausforderungen unserer Zeit. Das erfordert ein Umdenken – weg vom reinen Gefühl, hin zu einer Synthese aus Empathie und Rationalität. Nur so können wir Verantwortung für ein echtes „Wir“ übernehmen und tun, was notwendig ist, auch wenn es unbequem erscheint.

Die Zukunft liegt in einem ausgewogenen Zusammenspiel von Denken, Fühlen und Handeln. Dabei gilt es, die Grenzen des Fühlens zu erkennen und die Kraft des Verstandes zu nutzen, um Komplexität zu navigieren.