In der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus verfallen viele Menschen in eine reine „Dagegen-Haltung“. Doch um nachhaltig etwas zu bewirken, müssen wir mehr tun, als nur gegen etwas zu sein – wir brauchen eine eigene, positive Vision.

Nehmen wir das Beispiel der Debatte um Einwanderung und Integration. Wenn Rechtsextreme für „Remigration“ eintreten und die Gegenseite lediglich mit „Bin ich dagegen“ reagiert, entsteht der Eindruck, als gäbe es nur eine einzige Position. Dabei wird übersehen, dass „nicht rechts“ keineswegs automatisch „links“ bedeutet, sondern zunächst einmal für alles steht, was eben nicht rechts ist.

Um in solchen Debatten zu bestehen, reicht es nicht aus, die Vorschläge der Rechten abzulehnen. Vielmehr müssen wir selbst für etwas eintreten: beispielsweise für eine Gesellschaft, die Vielfalt als Bereicherung versteht und Menschen unabhängig von ihrer Herkunft Chancen bietet. Erst dann können wir aufzeigen, welche Vorteile unsere Vision gegenüber den populistischen Scheinlösungen der Rechten hat.

Das Gleiche gilt für viele andere Themen, bei denen Rechtsextreme versuchen, den Diskurs zu bestimmen. Statt uns auf eine „Dagegen-Haltung“ zu beschränken, müssen wir selbstbewusst für unsere Werte und Überzeugungen eintreten. Nur so können wir der Mehrheit der Gesellschaft eine attraktive Alternative bieten und verhindern, dass rechte Positionen als alternativlos wahrgenommen werden.

Dabei geht es nicht darum, die Gefahren des Rechtsextremismus zu verharmlosen oder berechtigte Kritik zu unterdrücken. Im Gegenteil: Gerade weil wir die Bedrohung ernst nehmen, dürfen wir uns nicht auf eine defensive Haltung zurückziehen. Stattdessen müssen wir proaktiv für eine offene, demokratische Gesellschaft kämpfen, in der Hass und Ausgrenzung keinen Platz haben.