Lernen ist ein aktiver Prozess, bei dem Lernende ihr konzeptionelles Verständnis kontinuierlich aufbauen und erweitern. Um fortgeschrittenes Lernen zu fördern, müssen Lehrende die Lernenden dabei unterstützen, vereinfachende Erklärungen zu überwinden. Denn vereinfachende Erklärungen können zu Netzwerken von Missverständnissen führen und den Erwerb komplexen Wissens behindern.

Fortgeschrittenes Lernen zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, Wissen flexibel auf verschiedene Fälle innerhalb eines Bereichs anzuwenden. Das erfordert kognitive Flexibilität – die Kompetenz, Wissen aus unterschiedlichen konzeptionellen und fallbezogenen Perspektiven darzustellen und daraus eine adaptive Wissenssammlung zu konstruieren, die auf die Anforderungen des aktuellen Problems zugeschnitten ist.

Traditionelle Unterrichtsformen, die Komplexität schrittweise steigern und sich auf das Erinnerungsvermögen konzentrieren, können den Erwerb fortgeschrittenen Wissens erschweren. Stattdessen sollte der Unterricht die Vernetzung mehrerer Fälle und Konzepte entlang verschiedener Dimensionen betonen und hochorganisierte, vernetzte Darstellungen nutzen, um Missverständnisse zu verhindern.

Empirische Studien belegen, dass Lernende dazu neigen, Komplexität zu reduzieren, Unregelmäßigkeiten zu regularisieren und Konzepte zu dekontextualisieren. Das kann dazu führen, dass sie Wissen nicht erfolgreich auf neue Fälle übertragen können. Durch die Verwendung multipler Analogien und die Betonung aktiver Teilnahme am Lernprozess kann diesen Tendenzen entgegengewirkt werden.

Die Theorie der kognitiven Flexibilität bietet wertvolle Erkenntnisse für die Gestaltung von Lernumgebungen, die fortgeschrittenes Lernen fördern. Indem Lehrende die Komplexität, Kontextabhängigkeit und Unstrukturiertheit von Wissen anerkennen und Lernende darin unterstützen, flexibel mit diesem Wissen umzugehen, können sie den Weg für tieferes Verständnis und erfolgreiche Wissensanwendung ebnen.