Esoterische Ansätze der Persönlichkeitsentwicklung zielen oft darauf ab, die Wirklichkeit so zu beschreiben, dass sie sich dem Ich unterordnet. Im Gegensatz dazu versucht eine seriöse Entwicklung, das Ich als Teil subjektiver, multiperspektivischer, ambiguer, einander widersprechender und parallel existierender Systeme und Metasysteme zu begreifen und zu entwickeln.

Während es durchaus Überschneidungen mit der Persönlichkeitsentwicklung gibt, wie etwa die Transzendenz des Egos, unterscheidet sich die spirituelle Entwicklung in einigen wesentlichen Punkten. So bleibt spirituelle Erfahrung letztlich individuell und nicht vollständig teilbar. Insofern liegt der Schwerpunkt spiritueller Entwicklung oft mehr auf der inneren Erfahrung als auf dem Umgang mit äußerer Komplexität. Dennoch kann die Transzendenz des Egos auch zu einem gelasseneren Umgang mit Widersprüchen im Außen beitragen.

Eine grundlegende Persönlichkeitsentwicklung erfordert jedoch die Anerkennung der Mehrdeutigkeit und Widersprüchlichkeit der Wirklichkeit. Sie verlangt, das Ich als Teil eines größeren Ganzen zu verstehen, statt es in den Mittelpunkt zu stellen. Nur so können wir lernen, mit der Komplexität des Lebens umzugehen, statt sie zu leugnen oder zu vereinfachen.