Zu viele überwiegend progressive gesellschaftliche Veränderungen lösen bei konservativen Menschen oft (durchaus begründete und nicht selten konkrete) Ängste aus. Sie fürchten den Verlust ihrer Privilegien und sehnen sich nach einer idealisierten Vergangenheit. Geschickt nutzen aufstrebende autoritäre Kräfte diese Verunsicherung für ihre Zwecke.

Mit vereinfachenden Erklärungen, postfaktischem Denken und der Dämonisierung von Minderheiten bieten sie dann scheinbar einfache Lösungen für komplexe soziale Probleme. Die Welt wird in Gut und Böse unterteilt, wobei „die Anderen“ als existenzielle Bedrohung dargestellt werden, die es um jeden Preis zu eliminieren gilt. Dabei wird eine „gute alte Zeit“ heraufbeschworen, die es nie gegeben hat.

Um dieses Ziel zu erreichen, fordern die Autoritären früher oder später die Aussetzung demokratischer Normen und Prinzipien. Sie inszenieren sich als starke Anführer:innen, die allein in der Lage sind, die vermeintliche Gefahr abzuwenden und die ersehnte Stabilität wiederherzustellen. Doch dieser Weg führt unweigerlich in die Tyrannei.

Die Verführungskraft des Faschismus liegt in seinem Versprechen von Sicherheit und Ordnung inmitten des Wandels. Diese trügerische Faszination darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass er auf Ausgrenzung, Unterdrückung und der Zerstörung von Freiheit und Vielfalt basiert – und dann noch mehr: Faschist:innen sehen sich ultimativ als Elite der Endzeit, und es ist ein Fehler zu glauben, dass dem argumentativ beizukommen ist.