Entgegen der weit verbreiteten Annahme verfügen erstaunlich viele Politiker:innen über ein fundiertes Fachwissen und ein differenziertes Verständnis komplexer Zusammenhänge. Als Kommunikationsexpert:innen müssen sie jedoch stets abwägen, welche Botschaften sie an welche Zielgruppen richten und welche Wirkung diese entfalten. Die Zielgruppenorientierung erfolgt dabei auf mehreren Ebenen: von der breiten Öffentlichkeit über Lobbystrukturen bis hin zu parteiinternen Lagern, deren Einfluss mit der Hierarchieebene der Politiker:innen zunimmt.

Zwischen den Erwartungen der Gesellschaft und den Kommunikationsstrategien der Politik besteht eine komplexe Wechselwirkung, wobei erstere zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die öffentlichen Äußerungen von Politiker:innen weichen daher oft von ihren tatsächlichen Überzeugungen ab. Diese Anpassung an gesellschaftliche Erwartungen ist an sich nicht verwerflich, da einzelne Politiker:innen den Dynamiken des Systems nur schwer entgegenwirken können. Problematisch wird es jedoch, wenn Politiker:innen dabei jegliche Grenzen überschreiten und ausschließlich nach Erfolgsaussichten handeln.

Es liegt daher in der Verantwortung und im Interesse der Gesellschaft selbst, diese Entwicklung zu hinterfragen und zu verändern. Statt sich von wohlklingenden Botschaften blenden zu lassen, gilt es, sich mit den realen Gegebenheiten und Herausforderungen auseinanderzusetzen. Wenn die Bürger:innen bereit sind, sich von bequemen Wahrheiten zu lösen und sich aktiv mit der Komplexität politischer Themen zu befassen, kann ein Wandel hin zu einer authentischeren und sachorientierten politischen Kommunikation gelingen.