Hinter jeder Tür eine andere Realität
2024.09.28Die Grenzen zwischen Realität und Virtualität sind fließend. Nachrichten, Meinungen und Interaktionen erreichen uns über unzählige Kanäle, oft, ohne dass wir die Quelle oder die Motivation dahinter klar erkennen können. Das führt zu einer Realitätskrise, in der es immer schwieriger wird, die „reale“ Welt zu erkennen.
Angesichts der Informationsflut und der Unsicherheit über deren Wahrheitsgehalt bleibt nur die eigene Erfahrung als Orientierungspunkt. Doch auch diese persönliche Wahrnehmung ist nicht mehr unbedingt verlässlich, denn ein Großteil unserer Erfahrungen findet inzwischen in virtuellen Räumen statt. Und auch die Menschen, mit denen wir interagieren, machen zunehmend virtualisierte Erfahrungen, was die Unterscheidung zwischen „echt“ und „unecht“ weiter erschwert. Hinter jedem Kommentar oder Post könnte ein Mensch oder ein KI-gesteuerter Account stehen, dessen Motivation oft unklar bleibt.
Und angesichts der unendlichen Möglichkeiten und potenziellen Täuschungen navigieren wir mithilfe unseres Urteilsvermögens und unserer Vorurteile. Diese subjektiven Filter prägen die individuelle Wahrnehmung der Wirklichkeit, können aber auch zu Verzerrungen und Fehlinterpretationen führen. Die Suche nach der „wirklichen“ Welt wird zu einer persönlichen Herausforderung, bei der jeder für sich entscheiden muss, welchen Informationen und Erfahrungen sie vertrauen können, und oft sind es gerade die, die uns am vertrautesten erscheinen oder uns in unseren Annahmen bestätigen.
Wie können wir uns in einer Welt zurechtfinden, in der hinter jeder Tür eine andere mögliche Realität lauert? Wie treffen wir Entscheidungen, wenn wir nicht sicher sein können, ob unsere Informationsgrundlage der geteilten Realität entspricht?